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Beitrag vom 26.06.2018
Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. (JFDA) begeht 10-jähriges Jubiläum
AVIVA-Redaktion
Mit einer Feier im Festsaal des Rathauses Charlottenburg hat das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. (JFDA) am 26. Juni 2018 zusammen mit rund 200 GästInnen sein 10-jähriges Bestehen gefeiert. Lala Süsskind, die Vorsitzende des JFDA, Levi Salomon, Sprecher des JFDA und Samuel Salzborn, Gastprofessor am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin äußern Hoffnungen und Forderungen. Eine Bestandsaufnahme.
Lala Süsskind, die Vorsitzende des JFDA, sagte in ihrer Begrüßungsrede, sie habe vor zehn Jahren gehofft, "dass im Jahre 2018 ein jüdisches Forum gegen Antisemitismus nicht mehr nötig sein würde." Doch das JFDA werde weiterhin dringend gebraucht.
Levi Salomon, Sprecher des JFDA, sagte: "Die vielen antisemitischen Vorfälle in den vergangenen Monaten haben einmal mehr bewiesen, wie wichtig es ist, den Kampf gegen Antisemitismus und für die demokratische Gesellschaft aktiv zu führen. Das Jüdische Forum wird auch in Zukunft seinen Teil dazu beitragen."
Samuel Salzborn, Gastprofessor am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin, ging in seinem Festvortrag auf aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus ein und erklärte, vor welchen Herausforderungen die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in diesem Zusammenhang stehe. In seinem Vortrag resümierte er: "Antisemitismus ist mehr geworden, er ist aggressiver und gewalttätiger geworden, aber auch: sichtbarer – die Demokratinnen und Demokraten, die noch vor einigen Jahren lieber weggesehen haben, schauen heute zunehmend mehr hin: die Bereitschaft, Antisemitismus als Angriff auf Jüdinnen und Juden und als Angriff auf die Demokratie zu sehen, nimmt zu." Dies verdanke man insbesondere der Arbeit des JFDA, welches "in zehn Jahren zu einer starken Stimme im demokratischen Kampf gegen Antisemitismus geworden" sei.
Am 30. April 2008 wurde das von Lala Süsskind und Levi Salomon initiierte Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus gegründet. Seit 2012 ist es ein gemeinnütziger Verein, der sich vor allem durch Bildungs-, Öffentlichkeits- und Kulturarbeit der Stärkung des demokratischen Gemeinwesens als auch dem Kampf gegen Antisemitismus widmet. Es engagiert sich für eine demokratische Kultur der BürgerInnengesellschaft, die Menschenrechte und die Normen des Grundgesetzes.
Begrüßungsrede, Lala Süsskind, Vorsitzende des JFDA auf der 10-Jahresfeier des JFDA am 26.6.2018
"Sehr geehrter Herr Bürgermeister Naumann,
sehr geehrte Frau Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Pau,
sehr geehrte Frau Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Schmidt,
sehr geehrte Frau Staatssekretärin Chebli, sehr geehrte Frau Staatssekretärin Gottstein,
sehr geehrter Herr Staatssekretär Woop,
sehr geehrte Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses und des Deutschen Bundestages,
liebe Vertreterinnen und Vertreter des jüdischen Lebens in Deutschland,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
und – last but not least – liebe Mitglieder, Kolleginnen und Kollegen des JFDA,
heute feiern wir das zehnjährige Bestehen des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus – kurz: JFDA. Wir begehen diesen Jahrestag mit gemischten Gefühlen. Denn als Levi Salomon und ich vor zehn Jahren das JFDA ins Leben riefen, hofften wir, dass im Jahre 2018 ein jüdisches Forum gegen Antisemitismus nicht mehr nötig sein würde.
Tatsächlich hat sich einiges verändert.
Einerseits wächst das Problembewusstsein in Politik und Gesellschaft. Antisemitismus wird nicht mehr als exklusives Problem der Juden, sondern als gesamtgesellschaftliche Herausforderung wahrgenommen. Es gibt wegweisende Beschlüsse des Bundestages, des Abgeordnetenhauses von Berlin und anderer Landes- und Kommunalparlamente. Andererseits wird das Jüdische Forum weiterhin dringend gebraucht.
Es wird gebraucht, weil die parlamentarischen Beschlüsse nicht ohne Anstöße und Anregungen – auch von Seiten des JFDA – zustande gekommen sind. Es wird gebraucht, weil es wohl weiterhin dieser Anstöße bedarf, um die Beschlüsse in wirksames Handeln von Politik und Verwaltungen zu übersetzen. Es wird gebraucht, um an konkreten Maßnahmen zur Auseinandersetzung mit Judenfeindschaft etwa in Schulen, Jugendeinrichtungen, Flüchtlingsunterkünften und im Internet mitzuarbeiten. Und es wird gebraucht, um Opfer von Antisemitismus und anderen menschenfeindlichen Ressentiments zu unterstützen. Denn der Antisemitismus verbreitet sich – zumindest in bestimmten Milieus und Regionen – und wird zunehmend aggressiver.
Noch immer gibt es einflussreiche Stimmen, die diese Entwicklung zu verharmlosen versuchen. Deshalb ist das JFDA weiterhin gefragt – nämlich als eine jüdische Perspektive und als Träger für Maßnahmen, welche die beunruhigenden Zustände zum Besseren verändern helfen.
Und ich bin froh, dass wir dies inzwischen mit hauptamtlichen Profis in fünf Projekten vorantreiben können. Projekte, die den Kampf um die jungen Köpfe, die Unterstützung der Opfer von Antisemitismus und die Stärkung der Demokratie zusammenführen.
Für die Förderung, die diese Projekte brauchen, möchte ich an dieser Stelle
dem Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend,
der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung der Berliner
Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung
der Stiftung Berliner Sparkasse
der F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz
Und der Harold-Bob-Stiftung
danken."
Auszüge aus dem Vortrag von Prof. Samuel Salzborn, auf der 10-Jahresfeier des JFDA am 26.6.2018:
"[…]
Wer sich früher mit antisemitischen Positionen noch eher isoliert fühlte, findet heute auch in den sozialen Netzwerken Bestätigung. Das ist bei Antisemitismus im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich, weil es nicht nur bestärkt, sondern auch mobilisiert.
Antisemitismus ist eine Einstellung, in der Diskriminierung, Gewalt und Vernichtung im Denken angelegt sind. Das Radikalisierungspotenzial ist immer da. Wer sich im Internet bestärkt fühlt, setzt das auch später in irgendeiner Form um – in Witzen, Beschimpfungen, Ausgrenzung von Menschen oder tatsächlichen Gewalttaten.
Antisemitismus ist mehr geworden, er ist aggressiver und gewalttätiger geworden, aber auch: sichtbarer – die Demokratinnen und Demokraten, die noch vor einigen Jahren lieber weggesehen haben, schauen heute zunehmend mehr hin: die Bereitschaft, Antisemitismus als Angriff auf Jüdinnen und Juden und als Angriff auf die Demokratie zu sehen, nimmt zu. Und das verdanken wir ganz besonders Euch, liebe Kolleginnen und Kollegen, das verdanken wir dem Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus.
[…]
Antisemitismus, das kann man nicht oft genug sagen, ist auch ein fundamentaler Angriff auf die Demokratie, weil er sämtliche ihrer Grundwerte in seinem Weltbild in Frage stellt und bekämpft.
Denn Antisemiten sehen ja in ihrem Verschwörungswahn in Jüdinnen und Juden all das, was sie nicht verstehen können und wollen, was sie ablehnen und bekämpfen: die Freiheit und Gleichheit, den Liberalismus und Sozialismus, die Aufklärung und die Moderne, die Individualität und Subjektivität, ja eben die Demokratie.
Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus ist in zehn Jahren zu einer starken Stimme im demokratischen Kampf gegen Antisemitismus geworden, in Berlin sowieso, aber auch weit darüber hinaus."
Mehr Infos unter:
Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. (JFDA): jfda.de, auf Facebook: fb.com/juedischesforum, Twitter: twitter.com/JFDA_eV, Youtube: www.youtube.com, Instagram: www.instagram.com/jfda_ev
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Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus
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Quelle: Pressemitteilung: Jüdisches Forum vom 26.06.2018